Schwindel & Gleichgewichtsstörungen
Grundlagen
Unter Schwindel versteht man in der Medizin eine Störung des Gleichgewichtssinns, das Empfinden eines Drehens oder Schwankens, das Gefühl, sich nicht sicher im Raum bewegen zu können, oder auch das Gefühl der drohenden Bewusstlosigkeit. Schwindel gehört in Deutschland zu einer der häufigsten Beschwerden. Etwa jeder 10. Patient, der seinen Arzt aufsucht, klagt über das Gefühl, die Orientierung im Raum zu verlieren. Für den Betroffenen ist dies eine sehr unangenehme, manchmal als bedrohlich wahrgenommene Empfindung, die so weit gehen kann, dass selbst einfachste Alltagstätigkeiten nicht mehr ausgeführt werden können. Häufig ist es nicht einfach, die Ursache zu finden, da es viele verschiedene Gründe für den Schwindel gibt. Um diese besser zu verstehen, ist es nötig, sich die Funktionsweise des Gleichgewichtssinnes etwas genauer anzusehen. Das Gleichgewichtssystem bezieht seine Informationen aus drei verschiedenen Systemen: den beiden Gleichgewichtsorganen, die im Innenohr liegen, den Augen, über die wir die Seheindrücke wahrnehmen und den Sensoren in unseren Gelenken und Muskeln, die Informationen über die Körperhaltung und -bewegung liefern. Kommt es zu einer Fehlfunktion in einem der drei Systeme, entsteht ein Wahrnehmungskonflikt und der Betroffene empfindet Schwindel. Verarbeitet werden alle eingehenden Informationen im Gehirn, so dass auch Erkrankungen in diesem Bereich zu Schwindel führen können. Weitere Faktoren, die das Gleichgewichtssystem beeinflussen können, sind Medikamente, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Erkrankungen.
Die Schwindelsprechstunde
Im Rahmen der Erstvorstellung in der Schwindelsprechstunde führen wir eine umfassende Diagnostik durch. Unser oberstes Ziel in der Schwindelambulanz ist es, die Ursache des Schwindels zu erkennen und eine passende Therapie zu finden. Zentrale Bedeutung in der Diagnostik kommt der Anamnese zu. Hierzu wird in einem ausführlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient zunächst die genaue Krankheitsgeschichte und eventuell bestehende Vor- und Grunderkrankungen erhoben. Es erfolgt eine ausführliche Anamnese zu möglichen Auslösern des Schwindels, welche genauen Beschwerden auftreten, wie lange diese anhalten und welche Begleiterscheinungen es gibt. Eine wichtige Rolle für die Diagnose spielt auch, ob der Patient Medikamente einnimmt und wenn ja, welche. Der nächste Schritt auf dem Weg zur Diagnose ist die eingehende körperliche Untersuchung des Patienten. Geprüft werden dabei zunächst der Hals-Nasen-Ohrenbereich, die Augenbewegungen über eine sogenannte Frenzelbrille und eine orientierende Gleichgewichtsprüfung. Danach schließen sich die apparativen Untersuchungen an, die genauere Aussagen über die Gleichgewichtsorgane und auch das Hörvermögen als der andere Teil des Innenohres liefern sollen. Zentrale Bedeutung haben die Tests zur Funktion des Gleichgewichtsorgans, die sogenannten Vestibularisprüfungen. Mit ihrer Hilfe kann geklärt werden, ob der Schwindel durch Störungen des Gleichgewichtsorgans bedingt ist. Schließlich werden in einem abschließenden Gespräch die Befunde besprochen und eine Therapie vorgeschlagen, die in den meisten Fällen sofort begonnen werden kann. Sollten wir eine Ursache in einem anderen Fachgebiet vermuten, helfen wir, den Kontakt zu anderen Fachkollegen herzustellen.
Videookulographie (VOG)
Wir testen den Spontannystagmus inklusive Fixationssuppression, die optokinetischen Reaktionen, Lagerungsnystagmen, die Blickfolge, die rotatorischen Nystagmen (Augenzittern) und die kalorischen Nystagmen. Letztere können sowohl mit Wasser als auch mit Luft provoziert werden.
Vestibulär evozierte myogene Potentiale (VEMP)
Durch die Prüfung der vestibulär evozierten myogenen Potentiale können wir Aussagen über die Sacculusfunktion treffen und dadurch auch seltenere Ursachen des Schwindels diagnostizieren.
Videobasierter Kopfimpulstest (vHIT)
Der Kopfimpulstest ist eine schnelle und klare seitenspezifische Untersuchung des Vestibulookulären Reflexes. Er kann für die qualitative Abschätzung der Bogengangsfunktion wertvolle Informationen liefern. Der Test erfolgt durch passive Kopfbewegungen mit niedriger Amplitude und hoher Beschleunigung jeweils nach lateral. Patienten mit einer verstibulären Störung weisen während oder nach dem Kopfimpuls eine korrektive sakkadische Augenbewegung auf.
Posturographie
Mit der Posturographie-Plattform messen wir die Körperschwankbewegungen mit geöffneten und geschlossenen Augen.
Swaystar©
Mit dem Swaystar© steht uns ein portables System zur Verfügung, das ähnlich wie die Posturographie Körperschwankungen misst. Da das Gerät direkt am Rücken des Patienten befestigt wird, können verschiedenste Testreihen durchgeführt werden, wobei die Aufzeichnung von Schwankungen bei komplexeren Bewegungen und Gangfolgen im Vordergrund steht. Hierdurch können wichtige Zusatzinformationen z.B. zur Sturzgefahr älterer Patienten oder zum Ausmaß der psychischen Komponente des Schwindels getroffen werden. Das Swaystar-Gerät dient auch zur wirksamen Therapie der Schwindelbeschwerden.
Audiologie
Das Innenohr besteht aus Gleichgewichts- und Hörorgan, deshalb führen wir zusätzlich zur eigentlichen Prüfung der Gleichgewichtsorgane bei jedem Patienten Hörprüfungen durch. Diese kann umfassen: die Stimmgabelprüfung, das Tonschwellenaudiogramm, das Sprachaudiogramm, Impedanzprüfungen, überschwellige Hörprüfungen, die Ableitung otoakustischer Emissionen und die Ableitung der Hirnstammpotentiale.
- Ambulant und stationär geführtes vestibuläres Habituationstraining
- Infusionstherapien
- Befreiungsmanöver und Lagerungstraining
- Paukenröhrcheneinlage
- Intratympanale Injektionen von Cortison
- Intratympanale Injektionen von Gentamycin
- Intratympanale Labyrinthanästhesie
- Saccotomie
- Überweisung des Hausarztes, HNO-Arztes, Neurologen oder Augenarztes
- Krankenkassenkarte
- Alle bisherigen Befunde z.B. MRT-Aufnahmen auf Datenträger und Arztbriefe
- Liste der Medikamente, die Sie regelmäßig einnehmen
Bitte kommen Sie ca. 15 Minuten vor Ihrem Termin zur Anmeldung in die Poliklinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenheilkunde. Für Ihren Besuch in der Schwindelsprechstunde sollten Sie 3 - 4 Stunden einplanen, da wir bemüht sind, eine vollständige Abklärung und Beratung durchzuführen. Wir bitten Sie an dem Termin kein Augen-Make-up zu tragen, da das Untersuchungsergebnis dadurch eingeschränkt werden kann.