Erkrankungen der Halsweichteile
Schwellungen im Bereich der Weichteile des Halses können auf unterschiedliche gut- und bösartige Erkrankungen zurückgeführt werden. Auch Tumore im Bereich des Rachens (Pharynx) können zunächst über eine Schwellung im Bereich des Halses auffallen, noch bevor der eigentliche Tumor selbst Symptome verursacht. Aus diesem Grund sollte jede neu aufgetretene Schwellung im Bereich des Halses fachärztlich untersucht werden, damit daraus eine entsprechende Therapiempfehlung abgeleitet werden kann.
Die einseitige oder auch beidseitige Schwellung der Halslymphknoten ist sehr häufig auf eine virale oder auch bakterielle Infektion der Kopf-Halsregion zurückzuführen. Die Beschwerden können eine symptomlose Schwellung oder auch eine druckschmerzhafte Lymphknotenvergrößerung mit reduziertem Allgemeinbefinden sein.
Diagnostisch sind nach der allgemeinen Untersuchung, die Durchführung eines Ultraschalls des Halses sowie eine Blutuntersuchung von Bedeutung.
In Abhängigkeit des Ergebnisses kann eine konservative, medikamentöse Therapie oder auch eine operative Entfernung bzw. Teilentfernung eines Lymphknotens zur Diagnosesicherung indiziert sein.
Im Gegensatz zu den viel häufigeren gutartigen Lymphknotenschwellungen kann es sich auch um eine bösartige Veränderung der Lymphknoten handeln. Diese treten vor allem im Rahmen von Plattenepithelkarzinomen des Rachens, des Kehlkopfs und der Haut auf. Auch bösartige Erkrankungen wie generalisierte Lymphdrüsenerkrankungen können sich in einer Halslymphknotenschwellung manifestieren.
Um die Diagnose zu sichern, muss operativ ein oder mehrere Halslymphknoten entnommen werden. Im Rahmen dieser Operation wird häufig eine intraoperative Spiegelung des Kehlkopfs und des Rachens (Panendoskopie) vorgenommen, um den Ursprung der Lymphknotenmetastase aufzuspüren.
Das Entfernen mehrerer Halslymphknoten einer Halsseite wird als sogenannte „Neck dissection“ bezeichnet und besteht darin, die möglichen Lymphabflusswege eines bösartigen Tumors zu unterbinden und schon befallende Lymphknoten zu entfernen. Die Operation wird ebenfalls unter größtmöglicher Schonung aller Gefäß- u. Nervenstrukturen des Halses durchgeführt. Da der Hals über mehrere hundert Lymphknoten verfügt, ist die Entfernung einiger vergleichsweise weniger Halslymphknoten problemlos möglich und der Körper kann über Ausbildung neuer Lymphwege und Umgehungssysteme die Lymphe weiter abtransportieren. Gegebenenfalls kann es kurz nach einer solchen Operation zu einer Schwellung der betroffenen Halsseite oder des Gesichtes kommen, dies ist in der Regel aber nach wenigen Tagen oder Wochen rückläufig.
Die entnommenen Lymphknoten und Proben werden im Anschluss histologisch aufbereitet und untersucht, das Ergebnis ist in den meisten Fällen innerhalb von 7-10 Tagen zu erwarten.
Die mediane und die laterale Halszyste oder -fistel entstehen aus einem nicht vollständig verschlossenem Residuum verschiedener im Rahmen der Embryonalentwicklung des Halses entstandener Taschen und Gänge. Patienten bemerken eine störende Halsschwellung unterhalb des Unterkiefers oder an der seitlichen Halsseite, Schluckstörungen oder eine wiederkehrende schmerzhafte Entzündung der Zyste oder Fistel. Häufig betroffen sind Kinder sowie junge Erwachsene. Die Therapie besteht in der vollständigen, operativen Entfernung der Zyste oder der Fistel.
Im Falle einer medianen Halszyste muss zusätzlich der mittlere Anteil des Zungenbeines mitentfernt werden, weil dieser von der Zyste durchwachsen wird. Die Teilentfernung des Zungenbeins ist problemlos durchführbar und in der Regel nicht mit bleibenden Beeinträchtigungen verbunden.
Der Hautschnitt variiert je nach Größe der Zyste und liegt quer unterhalt des Unterkiefers mittig oder bei einer lateralen Halszyste schräg an der Halsseite auf Höhe des großen Kopfdrehermuskels.
Gerade zystische Veränderungen im Bereich des seitlichen Halses müssen mit Vorsicht behandelt werden, da sich so auch Lymphknotenmetastasen von viral induzierten Tumoren des Pharynx manifestieren können.
Es gibt eine Reihe gutartiger Schwellungen im Halsbereich, die funktionell beeinträchtigend sein können, kontinuierlich an Größe zunehmen oder auch als ästhetisch störend empfunden werden. Hierzu zählen unter anderem Fettgewebsgeschwulste (Lipome), Talgdrüsenzysten (Atherome), Tumore ausgehende von Blutgefäßen (Hämangiome) oder auch Tumore der Nervenscheiden (Neurinome). In der Diagnostik wird nach der klinischen Untersuchung eine Sonografie des Halses vorgenommen und gegebenenfalls eine MRT- Bildgebung angeschlossen.
Regelmäßige klinische Kontrollen mit Bildgebung ermöglichen häufig ein abwartendes Verhalten. Je nach Beeinträchtigung, Größe und Wachstumsverhalten kann eine operative Entfernung sinnvoll sein.
Eine entzündliche Veränderung im Halsbereich kann in jedem Alter auftreten und ist häufig ausgehend von einem einschmelzenden Prozess der Halsweichteile. Eine solche Entzündung kann sowohl aus dem Inneren des Halses entstehen, als auch durch eine äußerliche Eintrittspforte hervorgerufen sein.
Kennzeichnend für entzündliche Erkrankungen, sind ein zum Teil stark reduziertes Allgemeinbefinden mit starken Schmerzen, Schluckbeschwerden und gegebenenfalls Fieber.
In der Untersuchung fällt eine deutliche Auftreibung der Halsweichteile auf, zum Teil mit Verhärtungen. Die darüber liegende Haut ist meist duckschmerzhaft gerötet.
In der Diagnostik muss neben der allgemeinen Untersuchung und Sonografie meist auch eine Bildgebung (CT/ MRT) des Halses durchgeführt werden.
Kleinere Abszesse können unter sonographischer Kontrolle punktiert werden. Ausgedehntere Abszesse müssen oft durch eine notfallmäßige, operative Abszesseröffnung, Spülung und Drainageneinlage entlastet werden, um eine weitere Ausbreitung der Entzündung und eine Verlegung der Atemwege zu verhindern.
Ansprechpartner
Univ.-Prof. Dr. med. Barbara Wollenberg
Direktorin
PD Dr. med. Benedikt Hofauer
Prof. Dr. med.
Clemens Heiser
Leitender Oberarzt